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09. Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden Titus Malms zur öffentlichen Stiftungsrat-Versammlung der Musikbad Pyrmont Kulturstiftung am 25.01.2013
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Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Elke Christina Roeder und alle weiteren Damen und Herren meines Vorstands, verehrte Stifterinnen und Stifter, geneigte Damen und geehrte Herren, ich begrüße Sie alle recht herzlich zu dieser öffentlichen Stiftungsrat-Versammlung und bedanke mich für Ihr Interesse und zugleich auch für die Bereitwilligkeit, mit der die Bürgermeisterin uns den Ratssaal für diese Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat. Ich begrüße insbesondere auch die anwesenden Vertreter der schreibenden und sendenden Medien, die unsere Arbeit immer interessiert begleitet haben. Satzungsgemäß begrüße ich Sie bei dieser Gelegenheit immer als Stifterrepräsentant (d. h. ich darf als der Sprecher aller Stifterrinnen und Stifter stets diese Versammlung leiten), aber ich habe zugleich noch in Personalunion die Aufgabe, Ihnen und damit auch der Öffentlichkeit als der amtierende Vorsitzende der Musikbad Pyrmont Kulturstiftung einen Bericht über das Jahr 2012 zu geben. Ich bitte also unseren prominenten Gastredner, Herrn Peter Koscielny, den Chef der Musikzeitschrift „Orpheus“, den ich hiermit recht herzlich begrüße(!), noch um etwas Geduld, um zuvor dieser Pflicht zu genügen. Mit besonderer Genugtuung darf ich Ihnen zunächst in Erinnerung rufen, daß wir in dem abgelaufenen Jahr mit zwei besonderen Highlights das musikalische Leben unseres Bades bereichert haben. Zum einen war es die Neunte Symphonie von Beethoven, die wir durch unsere Initiative nach 22 Jahren hier wieder zu Gehör brachten. Das Publikum hat uns das mit einem bis auf den letzten Platz besetzten Konzerthaus gedankt. Die Aufführung der Göttinger Symphoniker geriet unter der Mitwirkung des Chors der Pyrmonter Stadtkirche zu einer umjubelten Darbietung, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Bedenken Sie bitte, daß wir über zweieinhalb Jahre an der Verwirklichung dieses Projekts gearbeitet, und daß meine Schatzmeisterin und ich unendlich viele Verbeugungen beim Ansprechen der Sponsoren gemacht haben. Im Nachhinein darf ich Ihnen verraten, daß die Aufführung mitunter an den verschiedensten Problemen zu scheitern drohte. Doch wir haben an dieser Stelle stets die nötige Nervenstärke bewiesen, und letztendlich gab uns der Erfolg des Konzerts recht, das die hohen Erwartungen, wie die Presse resümierte, schließlich sogar noch übertraf. Ach, wer sich noch jener Zeiten erinnert – um mit dem Philosophen Peter Sloterdijk zu sprechen – „wo es den Bürgern nicht so sehr darum zu tun war, einer Meinung zu sein, sondern einer Ergriffenheit.“ Glücklich schaue ich deshalb auf dieses Konzert zurück. Als wenn eine Aufführung in dieser Größenordnung nicht schon genug gewesen wäre, ist es unter dem Patronat und mit Mitteln unserer Stiftung gelungen, im letzten Herbst auch noch ein außergewöhnliches Mozart-Projekt auf die Pyrmonter Bühne zu bringen. Mit 75 Chorsängern und Sängerinnen, mit 32 Orchestermusikern des Hannoveraner Orchesters L’arco und vier wunderbaren Solisten unter der musikalischen Leitung des hannoverschen Kreiskantors und unseres früheren Vorstandsmitgliedes Oliver Kluge haben wir die Aufführung zweier Meisterwerke Mozarts, nämlich die große Sinfonie Nr. 40 in g-Moll und das Requiem ermöglicht. Als lokale Besonderheit konnte ich beide Stücke durch zwei an diese Kompositionen angelehnte adäquate Lesungen einleiten, die zum einen an den Dirigenten Fritz Busch und seine in Pyrmont begonnene Weltkarriere und zum anderen an die letzten irdischen Tage von Mozart erinnerten. Im Rahmen unserer Förderung haben wir schließlich das Sinfoniekonzert des Staatsbades mitfinanziert, das von der Lemberger Sinfonietta gestaltet wurde. Dabei wurde Prokofjews Symphonie Classique, Beethovens Tripelkonzert und Schuberts sechste Symphonie gegeben. Unsere Zuwendungen an die „arche Kammermusik“ kamen dem Schumann-Abend mit der Pianistin Marina Baranova zugute. Darüber hinaus haben wir im Jahr des 60-jährigen Bestehens der „arche“ deren Jubiläumskonzert im Juni besonders gefördert, dessen Sommernachtstraum-Programm auch von der besonderen Planung und Gestaltung durch das Torhaus-Ensemble mit Arndt-Jubal Mehring profitierte. Die Musikschule Bad Pyrmont hat unsere gewährten Fördermittel für die musikalische Früherziehung für alle Vorschulkinder im Rahmen des Niedersächsischen Musikalisierungsprogramms „Wir machen Musik“ eingesetzt. Diese Initiative ist ja von Bad Pyrmont maßgeblich ausgegangen, und wir haben die Arbeit von Herrn Mehring deshalb mit besonderer Freude unterstützt. Wir tun das in der Hoffnung, das uns hierdurch auch das Publikum von morgen zuwächst. Mit anderen Worten: Es ist der Musikbad Pyrmont Kulturstiftung auch in diesem Jahr wiederum gelungen, einen für das Pyrmonter Konzertleben sehr positiven Einfluß auszuüben, der auch dem geförderten Staatsbad insgesamt zum Wohle gereicht hat. Das hat viel mit unserem gewachsenen Kulturklima zu tun, das der Linie unseres klassischen Konzertlebens verbindlich zu Grunde liegt. Dem fühlte ich mich auch verpflichtet, als ich vor einem halben Jahr vom Staatsbad gefragt wurde, ob wir bereit seien, unseren großen Blüthner-Konzertflügel für ein neues musikalisches Projekt in Bad Pyrmont zur Verfügung zu stellen. Es geht um die in diesem Jahr angelaufene Reihe „Weltklassik am Klavier“, die sich mittlerweile in über 30 Orten Deutschlands einen Namen gemacht hat. An jedem ersten Samstag eines Monats treten Pianisten aus vielen Ländern der Welt im Kleinen Saal des Konzerthauses auf, die als Absolventen der Musikhochschule Hannover auf dem Weg zur Spitze sind. Nach unserer Satzung ist es das erklärte Anliegen unserer Stifter, „das Musikleben in Bad Pyrmont zu fördern und deren bestehende Einrichtungen zu erhalten.“ Wir haben deshalb diese Aufführungen ausdrücklich ermöglicht, indem wir zugestimmt haben, unseren Flügel für diese Konzerte zur Verfügung zu stellen. Durch diese zwölf zusätzlichen Termine wird unser Konzertleben aber zweifellos eine Strukturveränderung erfahren, deren konkrete Auswirkungen natürlich noch völlig offen sind. Wir werden das mit Interesse verfolgen. Ich verbinde das aber gerne mit meiner Empfehlung, das Pyrmonter Publikum möge dem klassischen Piano eine entsprechend größere Aufmerksamkeit zu-wenden. Unser musikalisches Weltbild wird ja nicht durch Einschränkungen, sondern durch Ausweitung des eigenen Horizonts vergrößert! Im Programm der Reihe finden sich nämlich ganz erstklassige Stücke unseres verbindlichen Klassik-Kanons. Wie es so schon in der Präambel unserer Satzung wörtlich und weitsichtig heißt, ist dies sozusagen eines jener „neuen beispielhaften schöpferischen Projekte“, die als mögliche Förderkulisse durch uns bereits eingeplant wurden. Damit hat sich jetzt also eine musikalische Entwicklung ergeben, die sich ohne die Kulturstiftung jedenfalls so nicht hätte entfalten können. Anders als bisher geschehen, lege ich daher auch ausdrücklich Wert darauf, daß in Zukunft unsere Kooperation mit dem Staatsbad als eigener bewußt herbeigeführter Beitrag und damit als unsere Entscheidung zugunsten des Projekts „Weltklassik“ öffentlich kommuniziert wird. Wenn ich hier also wahrlich nicht ganz grundlos von einer erfreulichen und überaus erfolgreichen Jahresbilanz spreche, die uns in diesem Jahr gleichzeitig insgesamt finanzielle Verpflichtungen im immerhin fünfstelligen(!) Bereich abgefordert haben und die zugleich eine vorausschauende, langfristige Planung voraussetzten, dann werden Sie mir auch nachsehen müssen, daß ich leider gleichfalls ein Problem zur Sprache bringen muß, das mit mir zur Zeit alle Stiftungsvorsitzenden in Deutschland frei Haus geliefert bekommen haben. Es ist uns von den Finanzmärkten ohne Vorankündigung beschert worden. Alle Stiftungen leiden nämlich akut an einem unauflöslichen Dilemma. Einerseits wird gefordert, sie sollten ihre Gelder risikolos in niedrig rentierlichen, also sicheren Anlagen anlegen, und andererseits ist die aktuell vorliegende Inflationsrate inzwischen höher als die gegen Null tendierende Rendite. Das wirft das Problem auf, daß der angestrebte Stiftungszweck mangels ausbleibender Erträge gar nicht mehr verfolgt werden kann, wenn zunächst Rückstellungen für die Inflationsrate gebildet werden sollen. Und das ist nun überhaupt nicht lustig! In Zeiten staatlich erzwungener Niedrigzinsen sind also Zweckverwirklichung, Werterhaltung und Sicherheit definitiv gar nicht mehr gleichzeitig zu erreichen. Eine solche Situation war noch nicht da und verlangt jetzt auch neue Instrumente. Wenn wir den selbstgesetzten Anforderungen gerecht werden wollen, dann kann das im Moment wohl nur durch das Einwerben von zusätzlichen Geldern für unsere Stiftungsaufgaben geschehen. Ich appelliere also an das Pyrmonter Publikum, sich seine musikalischen Freiräume durch ein freigebiges Stiften zu erhalten. Mit dem neuen Gesetz zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements wurden auch neue Anreize geschaffen, die es steuerlich noch attraktiver machen, sich für gemeinnützige Zwecke einzusetzen. Deshalb lade ich Sie ein, diese Vorteile für sich zu nutzen und bitte heute nachdrücklich um Ihre Mithilfe, damit wir morgen fördern können. In der Süddeutschen Zeitung wurde berichtet, daß in den USA im Jahr 2008 für wohltätige Zwecke 307 Milliarden $ gespendet worden sind. In jenem Jahr betrug der ganze deutsche Bundeshaushalt aber nur 283 Milliarden €. Wenn man es auf die Bevölkerungszahl beider Länder umrechnet, dann haben die Amerikaner also zwanzigmal mehr gespendet als die Deutschen! Daran können Sie sehr schön die Erwartungshaltung der beiden Völker ablesen. Während die Deutschen vornehmlich Segnungen vom Staat erwarten, eint die Amerikaner das stolze Bewußtsein, daß sie selbst es sind, die für sich und die Wohlfahrt ihres Volkes verantwortlich zu machen sind. Das bringe ich nicht zuletzt im Hinblick auf eine ganz konkrete Perspektive zur Sprache. Denn zu Weihnachten wird unsere Kulturstiftung zehn Jahre alt werden, und wir haben die Absicht, dieses Jubiläum mit einem ganz besonderen Konzert zu feiern. Mit einem ganz besonderen Klangkörper und mit einem ganz besonderen Programm. Naturgemäß wird das auch einen ganz besonderen Aufwand erfordern. Machen Sie also sich und uns die Freude, bei der Realisierung dieses Projektes mitzuhelfen. Ich darf Ihnen schon jetzt verraten, daß ich mit der Leitung des ersten Orchesters in Norddeutschland, nämlich der NDR Radio Philharmonie, tatsächlich eine verbindliche Zusage für unser Jubiläumskonzert vereinbaren konnte! Termin und Programm werden wir zeitnah mitteilen, dürfen aber schon heute zusagen, daß wir mit gutem Erfolg daran arbeiten, Ihren Ohren eine dem Anlaß entsprechende wirklich erfreuliche Überraschung zu bereiten. Nachdem wir im abgelaufenen Jahr unsere Kräfte, wie geschildert, zu außergewöhnlichen musikalischen Höhepunkten bündeln konnten, ist es für mich ein besonderes Glück, daß ich Ihnen damit als Beitrag zum kulturellen Leben unserer Stadt, die Aussicht auf eine angemessene Fortsetzung unserer Arbeit ankündigen darf. Meinen Vorstandsmitgliedern, die mich dabei mit ihrem Vertrauen und ihrer Mitarbeit getragen haben, sage ich in Ihrem Namen ganz herzlichen Dank! Bitte bleiben Sie uns gewogen und unterstützen Sie unsere Arbeit mit einem Bekenntnis zum Guten, Schönen und Wahren – am besten mit etwas Barem. Ich danke im Voraus für Verständnis und Zustimmung!