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Aktuelles

16. Stifterratversammlung am 21.03.2019: Leitung durch den Stifterrepräsentanten Titus Malms

Begrüßung durch den Stifterrepräsentanten Titus Malms:

 

Herr Vorsitzender, meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

zu dieser 16. Stiftungsrat-Versammlung heiße ich Sie alle herzlich willkommen. Nach unserer Satzung leite ich als Stifterrepräsentant diese Versammlung und stelle fest, dass sie ordnungsgemäß einberufen und beschlussfähig ist. Ich begrüße insbesondere natürlich unsere Stifter, in deren Namen ich hier sprechen darf, und alle Vertreter der verschiedenen institutionellen Pyrmonter Adressen, die Vertre­ter der Medien, die Konzert- und Musikfreunde und an erster Stelle selbstverständlich unseren heutigen Ehrengast, den Intendanten der Nordwes­t­deutschen Philharmonie, Herrn Andreas Kuntze aus Herford! Ich habe jetzt nachgeschaut, seit wann wir den ersten Kontakt aufgenommen hatten. Das war im Jahr 2014. Wenn Sie sich einen Augenblick daran erinnern, dann können wir jedenfalls mit Freude feststellen, dass die damals mit den ersten Gesprächen verbundenen zarten Hoffnungen auf eine dauerhaftere Zusammenarbeit sich langsam aber sicher erfüllt haben. Das nimmt in diesem Jahr eine größere Dimension an. Damit wird die Verbindung des Orchesters mit dem Ort, dem es seine ­­Entste­hung verdankt, wieder auf eine wünschenswerte Weise verstärkt.

 

Bevor Herr Mehring darauf gleich näher eingehen wird, lassen Sie mich noch etwas vorausschicken. Ich habe kürzlich gelesen, dass der Anteil derer, die heute in Deutschland klassische Musik hören, zehnmal so hoch ist wie in der vermeintlich „guten alten Zeit“ um die Mit­te des 19. Jahrhunderts. Bei aller Kritik, die auch ich in Bezug auf das mitunter erlahmende Engagement unseres Publikums schon ausgesprochen habe, ist das eine tröstliche Perspektive. Gleichwohl bleiben die Klassik-Hörer mit einem Anteil von etwa 7-10 Prozent an der Gesamtbevölkerung natürlich eine Minderheit. Und es ist im öffentlichen Diskurs durchaus nicht immer komfortabel, daran zu erinnern, dass auch diese Minderheiten kulturelle Ansprüche und Anliegen haben, für die öffentliche Gelder aufzubringen sind. Der ehemalige Bundespräsident Ri­chard v. Weiz­säcker hat dazu einige Sätze gesagt, die in unserer gesellschaftlichen Situation nicht vergessen werden dürfen:

 

„Kultur kostet Geld. Sie kostet Geld vor allem deshalb, weil der Zugang zu ihr nicht in erster Linie durch einen privat gefüllten Geldbeutel bestimmt sein darf. … Substantiell hat die Förderung von Kulturellem nicht weniger eine Pflichtauf­gabe des öffentlichen Haushalts zu sein als zum Beispiel der Straßenbau, die öffentliche Sicherheit oder die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen Dienst. Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im kulturellen Bereich ,Subventionen‘ nen­nen, während kein Mensch auf die Idee käme, die Ausgaben für ein Bahnhofsge­bäude oder einen Spielplatz als Subventionen zu bezeichnen. Der Ausdruck lenkt uns in eine falsche Richtung. Denn Kultur ist kein Luxus, den wir uns entweder leisten oder nach Belieben auch streichen können, sondern der geistige Boden der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert.“

 

Dass dabei bürgerschaftliches Engagement tatsächlich viel vermag, das haben wir ja in der Vergangenheit oft hörbar unter Beweis gestellt. „Wer hat, der gibt, und wer mehr hat, der gibt mehr!“ Das sollte eine einfache Regel sein, die allerdings noch immer nicht allen potentiellen Pyrmonter Philanthropen plausibel erscheint. Subventionen fließen heute auch nicht mehr automatisch, und Spon­so­ren sind in Null-Zins-Zeiten immer schwerer zu finden. Rühmliche Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Bei dem immensen Druck, dem alle Stiftungen einerseits durch die Geldpolitik ausgesetzt sind, und den künstlerischen Erwartungen, die das Publikum andererseits an sie stellt, durfte ich es naturgemäß nicht unterlassen, an dieses komplexe Dauerthe­ma zu erinnern. Kultur ist jedenfalls nach von Weizsäcker nicht verhandelbar. Leider „führt ihre allgemeine Politisierung nur dazu, dass man immer weniger über das redet, was sie im Kern ausmacht: das Ästhetische.“ So die FAZ vor ein paar Tagen. Freuen Sie sich deshalb darauf, dass gerade da­­zu unser Vorsitzender neue Pyrmonter Ideen vorstellt!