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Aktuelles

15. Stifterratversammlung am 21.03.2019: Leitung durch den Stifterrepräsentanten Titus Malms

Begrüßung durch den Stifterrepräsentanten Titus Malms:

 

Herr Vorsitzender, meine sehr geehrten Damen und Herren,

zu dieser 15. Stiftungsrat-Versammlung heiße ich Sie alle herzlich willkommen. Nach unserer Satzung leite ich als Stifterrepräsentant diese Versammlung und stelle fest, dass sie ordnungsgemäß einberufen und beschlussfähig ist. Ich begrüße insbesondere natürlich unsere Stifter, in deren Namen ich hier sprechen darf, und alle Vertreter der verschiedenen institutionellen Pyrmonter Adressen, die Vertre­ter der Medien, die Konzert- und Musikfreunde und an erster Stelle selbstverständlich unseren Ehrengast, den Geschäftsführer der Landesmusikakademie und der „Musikland Niedersachsen gGmbH“, Herrn Markus Lüdke.

 

Bevor wir in die gewohnte Tagesordnung eintreten, haben wir für Sie eine ganz besondere Überraschung vorbereitet. Es handelt sich um eine echte Wiederentdeckung, denn wir machen Sie jetzt mit einer musikalischen Laudatio für Bad Pyrmont bekannt. Sie kommt gerade zur rechten Zeit, um als Generalprobe zu gelten, damit sie im nächsten Jahr als adäquater Geburtstagsgruß zum 300. Geburtstag der Stadt auch wieder einen gebührenden öffentlichen Auftritt erfährt!

 

Damit hat es nun folgende, mich auch ganz persönlich berührende Bewandtnis: Jeden Tag um 11:45 Uhr spielt das Glockenspiel am Rathausturm der Stadt Bad Fallingbostel das Lied „Mein Fallingbostel“, das von dem Heimatdichter und Landwirt Wilhelm Asche, der seinem Namen noch seinen heimatlichen Ortsteil Tietlingen hinzufügte, gedichtet und komponiert wurde. Anlässlich der Verleihung der Stadtrechte an Fallingbostel im Jahre 1949 verfasste er das genannte Huldigungs­gedicht für seine Heimatstadt. Er stiftete übrigens auch seinen eigenen Wacholderhain als Grundstücke für das Hermann-Löns-Denkmal, bzw. das Löns-Grab. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts prägte der damalige Bürgermeister Fallingbostels dann das Wort von einem „Kurort im Grünen“, der nicht den Ehrgeiz hätte, ein kleines mondänes Bad Pyrmont zu werden. Damit spielte er direkt auf ein anderes zuvor von eben diesem Wilhelm Asche Tietlingen verfasstes Gedicht an, dass dieser nämlich bereits in den 40er Jahren zu Ehren der von ihm geliebten Stadt Bad Pyrmont geschrieben und in Noten gesetzt hatte. Übrigens hat der Pyrmonter Dirigent und Veranstaltungsleiter Otto Ebel v. Sosen [Ekel aus Dosen] ebenfalls eines seiner Gedichte vertont.

 

Durch eine glückliche Fügung des Schicksals konnte ich nun im Internet eine Ansichtskarte mit Text und Noten dieses Gedichts „Mein Pyrmont“ erwerben. Handschriftlich wurde auf der Rückseite notiert: „Ich wohne sehr gut, die Verpflegung ist zeitgemäß für meine Dicke ausreichend.“ 1949 war das ja durchaus ein Thema, doch mich elektrisierte sogleich der Text des Liedes. Denn der Autor war mir seit meiner Kindheit ein Begriff. Dazu ist zu sagen, dass mein Vater seit 1940 der Chefredakteur der Walsroder Zeitung war und infolgedessen mit den Honoratioren des Kreises auch privat einen freundschaftlichen, geselligen Umgang pfleg­te. In diesem Zirkel ging es mitunter durchaus krachledern zu, und mein Vater hat die dazu gehörenden saftigen Anekdoten, die sich leider nicht für eine öffentliche Wiedergabe eignen, immer mit Behagen erzählt. Er bekam allerdings schweren Ärger mit der NSDAP, als seine Zeitung eines Tages statt der Überschrift „Hitlerjugend sammelt in Uelzen“ groß den Druckfehler veröffentlichte: „Hitlerjugend rammelt in Uelzen“! Zu diesem Stammtisch zählte natürlich auch Wilhelm Asche Tietlingen. Und da mein Vater in dieser Zeit meine Mutter kennen und lieben lernte, schenkte er ihr im Andenken an die erste gemeinsame Heidewanderung zum Löns-Grab ein Buch des befreundeten Heidedichters: „Hoch un Platt nu wähl Di wat“. Gewählt haben meine Eltern dann 1966 Bad Pyrmont, nämlich als Alterssitz, nach dem sie sich in der ganzen Bundesrepublik umgesehen hatten. Das schöne Pyrmonter Lied des Dichters, das zur Zeit der Währungsreform wohl auch die denkbar schlechtesten Startbedingungen hatte, war damals schon vergessen. Sie können sich jedoch vorstellen, wie sehr sich meine Eltern wohl gefreut hätten, wenn sie denn gewusst hätten, dass sie mit dem von ihnen geschätzten Autor die Liebe zur gleichen Badestadt teilten. So übergebe ich heute mit entsprechender Begeisterung diesen einfühlsamen, paradiesischen Text dem passionierten Pyrmonter Publikum. Unserer Stadt fällt damit unversehens eine Liebeserklärung in den Schoß! Flankiert von den Fotos des Palmengartens und des Brunnenplatzes, liest man sie auf der Karte:

 

Mein Bad Pyrmont

  

 

Tief im Tal der Weserberge, 

An der Emmer grünem Strand, 

Geht die Sage von dem Zwerge, 

Der die Wunderquelle fand. 

Und dort grüßen Waldesriesen, 

Hohe Palmen hell umsonnt, 

Schön im Grunde satter Wiesen, 

Mein geliebtes Bad Pyrmont. 

  

Wie ein Gruß aus alten Zeiten 

Ragt dein stolzes Schloss empor, 

Süße Düfte weit verbreiten 

Deiner Gärten Blumenflor. 

Lieblich und voll Wohlgefallen 

Tritt ein Traumbild vor mich hin, 

Bist das Herrlichste von allen 

Und der Bäder Königin. 

  

Bad Pyrmont, dich müssen lieben, 

Alle Menschen, jung und alt, 

Die durch dich gesund geblieben 

Dank der Quellen Urgewalt. 

Und ich rühm‘ dein edles Walten, 

Grüße dich, du schöne Stadt, 

Mög‘ der Himmel dich erhalten, 

Vielbesuchtes Wunderbad. 

 

 

Meine Damen und Herren, freuen Sie sich nun darauf, dass wir eine adäquate Interpretin gefunden haben, die uns mit diesem Lied wieder bekannt macht. Es singt Frau Myriam Dewald, begleitet von Frau Kateryna Troyitska am Flügel.

 

Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden Arndt Jubal Mehring

Bericht des Schatzmeisters Sebastian Walsch

Max Reger: Träume am Kamin

Info Malms:

Der Landesmusikrat Niedersachsen ist die Dachorganisation der niedersächsischen Musikkultur und repräsentiert mit 53 Landesverbänden, Landesgruppen und Institutionen mehr als eine halbe Million Bürgerinnen und Bürger, die sich in Niedersachsen professionell oder als Laien mit Musik befassen. Der Landesmusikrat ist eine Beratungs-, Service- und Informationseinrichtung in allen Fragen der Musikkultur und vertritt die Interessen der Laienmusik und der professionellen Musikausübung. Er setzt sich für die Sicherung und Weiterentwicklung der Strukturen im musikalischen Netzwerk Niedersachsens ein. Der Landesmusikrat wird durch das Land Niedersachsen gefördert und ist als Träger der Jugendarbeit anerkannt.

 

1987 als Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Hannover gegründet, fördert die Musikland Niedersachsen gGmbH Kunst, Kultur, Bildung und Wissenschaft in Niedersachsen. Durch finanzielle Unterstützung gemeinnütziger Projekte Dritter und mit eigenen Programmen trägt sie zur Entwicklung des Landes im Interesse des Gemeinwohls bei. Hierzu hat die Stiftung seit ihrer Gründung bis Ende 2015 ca. 2.200 Projekte mit ca. 94 Mio. Euro gefördert. Schwerpunkt der Projektförderung sind Maßnahmen, die den Kulturstandort Niedersachsen und seine Regionen profilieren und stärken. Qualität, Kontinuität, Innovation und Nachhaltigkeit sind die leitenden Kriterien der Bewertung.

 

Interview mit dem Ehrengast Markus Lüdke 

Paul Lincke: Schlösser, die im Monde liegen 

Schluss/Dank Malms:

An diesem Abend ist wieder ganz klar geworden, dass derjenige der die Sprache der Musik erlernt hat, auch gleichzeitig fit gemacht wird für den Dialog. Wir haben zu danken für ein aufschlussreiches Gespräch, das mich mit all seinen Nuancen an eine Bemerkung erinnert hat, die im letzten Jahr der vormalige Bundestagspräsident Herr Norbert Lammert gemacht hat. „Nicht Geld,“ sagte er, „nicht Wirtschaft, nicht Militär, ja nicht einmal die Politik stiftet Zusammenhalt in einer Gesellschaft, sondern nur die Kultur, also die gemeinsamen Erfahrungen Orientierungen und Überzeugungen.“ Und welche Wirkung, sage ich, ist denn in diesem Zusammenhang wirksamer, elektrisierender und beglückender als diejenige, die von der Musik ausgeht. Sie entwickelt gesellschaftsbindende Kräfte.

 

So gesehen hat sich unsere Stiftung auch von Anfang an als eine Agentur für Sinnstiftung betätigt. Mir liegt daran, dass unsere Arbeit in diesem Sinn von der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wird, und ich würde mich sehr freuen, wenn sich wieder ein paar freundliche Zeitgenossen entschließen könnten, unsere Initiativen und Intuitionen zu unterstützen. Werden sie Stifter, meine Damen und Herren, sinnvoller und wertvoller können Sie ihr Geld nicht anlegen.

 

Ich danke allen Mitwirkenden dieses Abends für ihr Engagement und Ihnen, meinen Damen und Herren, für Ihr Interesse. Freuen Sie sich alle auf das nächste Jahr, denn dann werden wir uns zum 300. Jubiläum unserer Stadt in entsprechend festlicher Stimmung bei vielen Gelegenheiten wiedersehen.                   Ich wünsche Ihnen bis dahin eine gute und musikalisch harmonische Zeit!

 

W. Asche Tietlingen: Mein Pyrmont